Abschiedsraum Kinderklinik Augsburg

Abschiedsraum für den Neubau der Kinderklinik Augsburg

Aufgabenstellung: Schaffung eines überkonfessionellen Raumes von hoher spiritueller Qualität, in dem die Eltern von ihrem verstorbenen Kind Abschied nehmen können.

Gegebene Situation: Fensterloser L-förmiger Raum im Keller der Klinik.

Es versteht sich von selbst, dass eine Ästhetik der Einfachheit, Klarheit, Reduktion auf das Wesentliche und der Verwendung angemessener, wertvoller Materialien angelegt sein musste. Auf jegliche Art von Inszenierung wurde verzichtet, wohl aber eine Art Dramaturgie vorgeschlagen, die darin unterstützen will, sich in Raum und Situation so gut als möglich zurechtzufinden.

Größtmögliche Freiheit und Variabiliät für die Gestaltung des individuellen Abschiedsritu­als war Leitlinie für den Entwurf. Die meisten Elemente sind veränderbar, das Licht in sämtlichen Komponenten dimmbar, sodass das Bedürfnis nach verschiedensten Lichtqual­itäten erfüllt werden kann. Ein obligatorischer Bestandteil des Gestaltungskonzeptes ist, dass in diesem Raum niemals das Licht ausgehen darf, auch nicht versehentlich.

Die besondere Konstellation des Tisches, auf dem das Kind liegt, ist zusammen mit den beiden Banksofas so entworfen, dass die Eltern ein letztes Mal eine geschlossene Einheit und Nähe zusammen mit dem Kind erleben können. Für ganz kleine Kinder wurden hauchdünn gedrechselte Schalen aus Ahornholz angefertigt.

Eine Lichtwand an der Stirnseite ist zentraler Bestandteil der Raumgestaltung, visuell wie spirituell. Das Licht an der Ende des Raumes will helfen, den Blick nach oben zu ziehen. An dieser Stelle wird die leicht modifizierte Zeichnung eines 4-jährigen Kindes zum essentiellen Element, in Siebdrucktechnik auf eine Acrylplatte übertragen. Das Aufsteigen. Die Zeichung wirft ihren Schatten ins Licht. Der Schatten löst sich im Licht auf.

Ein Blütenbecken wird jede Woche mit frischen Blumen bestückt.

Für den Raum wurde ein spezieller ‚interkonfessioneller Waschtisch’ mit zwei integrierten Becken entwickelt. In geschlossenem Zustand ist lediglich das Handwaschbecken sichtbar. Der untere Teil des Waschtisches lässt sich herausdrehen und enthält ein weiteres Becken, das den muslimischen Gläubigen zur rituellen Fußwaschung dient.

Wenn es gelänge, den Menschen, für die dieser Raum unausweichlich wird, ein visuell würdiges Bild der Situation mitzugeben, an die sich für den Rest ihres Lebens minutiös erinnern werden, wäre das Beste erreicht.

Neubau der Kinderklinik Augsburg

Realisierung 2013-14

Ausführung: Schreinerei Andreas Berz, Siebdruck Christian Ahrens, Lichtdesign Lena Gätjens, Metallarbeiten Konrad Oberländer, Textilarbeiten Astrid Dirschl, Drechselarbeiten Ben Bohlinger.

Materialien: Holz, Messing, Acrylglas, Wollteppich, Seide, Bienenwachs, Licht