nur1

Konzept für einen radikal anderen Supermarkt
Eine Antwort auf die Überfülle.

Paradox. Die Welt unserer Warenversorgung ist von einer nie gekannten Diversität geprägt:
50 verschiedene Zahncremes, 80 Sorten Käse, 30 Sorten Brot, 25 Sorten Klopapier, 120 verschiedene Yoghurts. Die Auswahl scheint keine Wünsche mehr offen zu lassen. Doch die Qual der Wahl stiehlt Lebenszeit und Energie. Wir bezahlen teuer für die scheinbare Vielfalt der Möglichkeiten.
Je größer die Wahlmöglichkeiten sind, je mehr wir mit Informationen überschattet werden – was grundsätzlich die Entscheidungsfreiheit vergrößern könnte – desto mehr müssen wir in einem Übermaß des Vorhandenen die Anstrengung leisten, zu bewerten, zu Meinungen und letztlich zu Entscheidungen zu kommen. Und gleichzeitig ist es in der Fülle immer wahrscheinlicher, dass das Ergebnis unserer Bemühungen unbefriedigende Schnellentscheidungen sind. Wir Menschen vor den Regalen wählen nicht wirklich. Geprägt von Markenorientierung und ohne wirkliche Kenntnis von der Qualität des Gekauften, wird die Kaufentscheidung nicht von Lust und Interesse an der Unterschiedlichkeit geprägt.
In immer gigantischeren Hypermärkten von gleichförmiger Hässlichkeit legt man unfreiwillig immer ausgedehntere Leer-Strecken zurück, um aus Schluchten von Regalen die relativ wenigen Dingen zusammen zu suchen, die man erwerben möchte. Der Anteil an Menschen, die in nervlich angespanntem Zustand aus den Megaläden wieder heraus kommen, ist hoch.
Ein Zuviel an Optionen kann also zur Last werden. Glücklicher hat sie uns erwiesenermaßen in den letzten Jahrzehnten nicht gemacht. Vom psychologischen Zweig der Glücksforschung sind Ursachen und Wirkungen bereits sorgfältig erforscht. Sie zieht klare Parallelen zum Anstieg an Depressionen in den modernen Industriegesellschaften.
Der Kampf auf der Ebene des Massenumsatzes führte bei den einzelnen Produkten zu stetig weiter schrumpfenden Gewinnspannen und damit zur Entwertung der Produkte selbst. Der Kampf um den Milchpreis ist dabei nur ein markantes Beispiel. Die organisatorischen Folgen der Warenvielfalt sind nach wie vor national und international exzessiv steigende Transportzahlen mit den bekannten gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen. Herstellungsprozesse auch scheinbar einfacher Produkte werden in multiple Einzelschritte an verschiedenen Orten zerlegt, die ortsnahe Lagerhaltung ist seit Langem durch eng getaktete Lieferlogistiken ersetzt.
Gleichzeitig führte die innere Logik dieses Verteilungssystems dazu, dass die Versorgung in der Fläche abnahm. Die Steigerung des Einkaufsverkehrs zu den entfernter liegenden Zentren, der Zwang zur Verwendung des Autos und die Zerstörung der ländlichen Räume durch immer mehr ortsferne Gewerbegebiete folgten. 

Eine Gegenbewegung ist ebenso sinnvoll wie gesellschaftlich notwendig. Sie hat gute Chancen auf Verwirklichung. Kulturell und wirtschaftlich.
Die Zeit ist reif für eine Alternative.

 

Die Idee.
Supermärkte und Läden, in denen es nur1 Sorte jeder Ware gibt.

1 Mehlsorte
1 Zahnpasta
1 Sorte Äpfel
1 Spülmittel usw.

Quantitäten des Angebots werden ersetzt durch höhere Qualität bei weniger Waren. Die Entscheidung zwischen verschiedensten Produkten gleicher Art fällt flach. Von nur1 wird eine verantwortlich getroffene Vorauswahl der Waren als Dienstleistung angeboten.
Kunden können in kurzer Zeit entspannt die benötigten Einkäufe zusammensuchen. Sie haben in jeder Filiale die Wahl, ob sie sich bedienen lassen oder die Waren selbst nehmen
möchten.
Dieses Konzept setzt das Vertrauen der Kunden voraus. nur1 legt deshalb bewusst und dauerhaft offen: Hersteller und Lieferanten, Qualitäten, Herkunft und Entstehungsprozesse. Es wird problematische Stoffe auch dann ausschließen, wenn dafür noch keine gesetzliche Grundlage besteht. Es verpflichtete sich von vorne herein, mit den Kontrollorganisationen zu
kooperieren.
Die Verpackungen der Waren haben ein verbindendes Erscheinungsbild, das Kult werden kann.
Es zeigt sich klar, schön und einfach und fährt nicht mit mehr Informationen auf, als unbedingt nötig. Nachdem sich gleichartige Waren nicht mehr gegeneinander durchsetzen müssen, ist eine aggressive Strategie der visuellen Kommunikation überflüssig. Sie wird durch echte Faktenvermittlung auf ästhetisch hohem Niveau ersetzt. Zum Einsatz kommen freundliche, energiespendende Farbtöne weniger Farbfamilien und Weiss, die im Dienste der Orientierung stehen, ohne zuviel an Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Auf Vierfarbdruck wird so weit wie möglich verzichtet und mit grafisch geschickt eingesetztem Zweifarbdruck gearbeitet, um Energie und Ressourcen einzusparen.
Die Werbung auf den Verpackungen bezieht sich so weit wie möglich auf die Ästhetik des jeweiligen Inhalts selbst und verzichtet darauf, Scheinwelten aufzubauen, die wiederum Scheinbedürfnisse nach sich ziehen. Sie bürgen für einen hohen formalen Wiedererkennungswert, der direkt mit dem Konzept von nur1 in Zusammenhang steht.
Eingesparte Kosten an Raum und Logistik können für die Schaffung zusätzlicher Stellen an Verkaufspersonal verwendet werden.
Der Vorgang des Kaufens wir wieder re-personalisiert. Die Kommunikation sich im Geschäft begegnender Menschen ist ein wichtiger Faktor. So erfolgt der Verkauf nicht nur anonym aus dem Regal, sondern auch von Mensch zu Mensch. Das neue Kaufen stellt das verloren gegangene Gespräch zwischen Käufern und Verkäufern wieder her.
Das Resultat sind Filialen, in die die Menschen gerne gehen, weil sie sich wahrgenommen
fühlen.
Als Zitat einer anderen Ebene des Lebens ist in jeder Filiale eine kleine, sich selbst organisierende Tauschbibliothek eingerichtet, die von Kunden und Personal gleichermaßen genutzt wird. Es liegen wenige Zeitungen von vertretbarem Niveau zum allgemeinen Gebrauch aus. Nach Möglichkeit verbindet sich der Laden mit einem kleinen Cafe. Er verfügt über kostenloses WLAN, und es wird ein Emaildienst für Menschen angeboten, die technische Hilfe benötigen.
Es könnte des weiteren ein Lieferservice für die nähere Umgebung eingerichtet werden, der regelmäßige, etwa im Wochenzyklus gebuchte Lebensmittelkisten an die Kunden ausliefert. So entstünde für die Klientel derer, denen der Einkauf aus verschiedenen Gründen schwerfällt – zum Beispiel der wachsenden Anzahl älterer Menschen – ein Angebot zur Erleichterung des Alltags.
Der Bestellvorgang wäre aufgrund des überschaubaren Sortiments vergleichsweise
einfach.
Die Filialen werden mit einem hohen Maß an dezentraler Eigenverantwortung geführt, die Konturen der Idee müssen aber gewahrt bleiben. Auch genossenschaftliche Kleinkollektive wären als Führungskonzept denkbar, die auf dem Land etwa die Verbindung zu standortnahen, bäuerlichen Produktionsbetrieben herstellen. nur1 kann weitgehend im Franchising realisiert werden. So spielt die menschliche Komponente eine wesentlich größere Rolle als in einem einheitlichen Unternehmen, und der Einzelunternehmer kann seine persönlichen Beziehungen und Gestaltungsspielräume besser einbringen. Das gilt insbesondere für Läden auf dem Land. Dort kann die Idee über neu entstandene Treffpunkte soziale Qualitäten reanimieren. 

Eine wirkliche Qualität des Einkaufens.
Eine neue Verantwortung für das, was wir konsumieren. 
Eine andere Art zu leben.

 

 

Warum es funktioniert – Neues Einkaufen als kulturelle Bewegung.

Radikal nur eine Sorte jedes Produktes anzubieten, und bewusst nicht zum niedrigsten Preis, scheint auf den ersten Blick zum Scheitern verurteilt.
Ist der wirtschaftliche Erfolg möglich, wenn die Kunden nicht zu einer Unkultur der Scheinbedürfnisse hin konditioniert werden? Wenn sie nicht mit Billigstbestandteilen, Geschmacksverstärkern und Schönungen in den Waren abgespeist werden? Wenn sie nicht auf scheinbares Sparen und die Kauforientierung am jeweils Billigsten hin ausgerichtet werden?

nur1 sagt: Ja.

Bei vielen Menschen besteht längst die Bereitschaft zu einem Paradigmenwechsel. Klarheit statt Überfüllung, ein sorgsamer, verantwortlicher Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen ist zum wirklichen Bedürfnis geworden.
Das Konzept verbindet sich mit aktuellen Diskussionen eines global verträglichen Lebensstils und mit Menschen, die in hohem Maße Multiplikatoren sind. Es findet großes öffentliches Interesse, benötigt weniger Werbung und keine aggressiven Schnäppchenkampagnen. Es verbindet Kunst, Demokratie und Wirtschaft, trägt parallellaufende kulturelle Initiativen, ruft kostenlose Medienunterstützung und Bekanntwerden hervor.

nur1 bedient sich künstlerischer Strategien bei seiner Umsetzung.

Es geht nicht darum, in einen völlig übersättigten Markt einzudringen und zu versuchen, den übermächtigen Mitbewerbern ein kleines Stückchen von ihrem Kuchen wegzunehmen. Es geht auch nicht darum, eine ökonomische Nische zu besetzen.
Die Idee ist viel radikaler. Es geht darum, in einer Zeit, da die Wirtschaft und das Denken in rein ökonomischen Kategorien alle Lebensbereiche überwuchert, und nach wie vor die bestimmende Macht zu sein scheint, einen Teil des Lebens, der scheinbar originär Bestandteil der Wirtschaft ist, wieder zurückzuerobern – den Menschen, dem Leben, der Kreativität, der Kommunikation.

Ein Kunstprojekt, das die Wirtschaft infizieren will.


Das nur1 Projekt ist von Seiten der Kunst so weit als möglich vorgedacht und inzwischen mit Experten aus dem Wirtschaftsleben diskutiert worden [Redaktion 'brandeins', Wirtschaftsredaktion Deutschlandradio, Niko Paech, Postwachstumsökonomie, uam.]
Es steht nun an der Schwelle, wo es in einem Visionär aus dem Bereich der Ökonomie anklingen muss, der über den nötigen Mut und die nötige Logistik verfügt, einen oder mehrere Pilot-Läden zu realisieren.


wir haben alles, was Sie brauchen.